Das Singen auf der Bühne ist ohne Frage wunderbar und inspirierend. Ich kenne viele SängerInnen, die mit dem Auftritt erst richtig aufblühen. Manche sagt vielleicht sogar: Warum sollte ich denn üben wenn ich kein Ziel habe, wozu Songs schreiben und singen, wenn sie niemand hört?

Warum soll ich singen lernen, wenn ich mich vielleicht gar nicht auf einer Bühne sehe, wenn ich schüchtern bin und noch nicht einmal möchte, daß mein Partner mich hört?

Es gab Zeiten für mich, da fieberte ich regelrecht jedem möglichen Auftritt entgegen. Wir zogen durch diverse Kneipen mit dem Ziel Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Wir spielten wo immer man uns ließ.

Aber trotz aller Begeisterung und Freude am auftreten stellte ich immer wieder fest, daß mich ein solcher Abend oft sehr anstrengte. Und vielleicht strengten wir uns in der Band auch gegenseitig mit unseren jeweiligen Ansprüchen sehr an. Der mehr oder weniger suboptimale Bühnensound bei Kneipenauftritten tat sein übriges und nicht nur einmal kam ich mit einer rasenden Migräne von der Bühne runter.

Eigentlich bin ich ein introvertierter Mensch und im Verlauf der Jahre habe ich dann festgestellt, daß ich zwar ab und an gerne auftrete, daß ich die Bühne aber eigentlich nicht brauche um die Essenz des Singens, den Flow, erfahren zu können. Und in Wahrheit ging es mir immer um diesen Flow, um die Selbsthingabe, um die Zeitlosigkeit, um das vollkommene aufgehen im eigenen Klang.

Darum wurde ich Sängerin und Gesangslehrerin.

Im Zusammenspiel mit einem ganz wunderbaren Duettpartner, der sich genau wie ich dem Moment hingeben konnte, durfte ich erfahren, daß eine ganze Welt in einem ganz kleinen Kokon entstehen kann. In diesem Zusammenspiel braucht es keinerlei Vorgaben, keine Anstrengung. Es geht nur darum, DA zu sein, einander zu hören, zwei Stimmen umeinander tanzen zu lassen. Es braucht keine Kritik, nur ein Gewahrsein. Keine Absprachen, nur ein Voraushören und ein sich mitnehmen lassen.

Die eigene Innenwelt wird so zur Bühne. Eine Bühne IN mir.

Schon als Jugendliche habe ich stundenlang alleine in meinem Zimmer Gitarre gespielt und gesungen und die Zeit - und alle Ohren außerhalb - vergessen. Ich singe einen Song 5x und jedesmal ist er anders. Ich muss nichts "üben", nichts planen, nichts festhalten.

Natürlich funktioniert das auch, wenn es ZuhörerInnen gibt. Und es ist schön, die Musik mit anderen zu teilen, es ist schön, wenn es Menschen gibt, die meine Songs, meine Stimme und meine Musik mögen und mir das auch sagen. Der Applaus ist schön und tut gut.

Aber brauche ich das? Brauche ich ZuhörerInnen und die Bühne, um die Sängerin zu sein, die ich sein möchte, um Songs schreiben zu wollen, um ins singen und in die Kreativität zu kommen? Nein. Um zu singen, um den Flow zu erleben brauche ich nur mich und meine Stimme. Und ich genieße das regelmäßige spielen und komponieren mit meinem langjährigen und großartigen Gitarristen oder mit anderen GesangspartnerInnen, auch wenn wir über längere Zeit keine Auftritte haben.

Das Singen, die innere Bühne, ist für mich ein Lebenselixier. Die äußere Bühne ist eine schöne Freude für ab und zu, die ich dann auch lieben und genießen kann.

Und letztendlich geht es doch immer um die Selbst-Erfahrung und die Selbst-Hingabe, wenn wir voll aufgehen in einer Kunst. Die Stimme ist das Instrument, das uns von Natur aus am nächsten ist und uns vielleicht den tiefsten Zugang IN uns selbst eröffnet. Was werden wir da hören, was werden wir erkennen? Viele kämpfen an diesem Punkt mit Hemmungen und verschließen lieber rechtzeitig die Kanäle, die dazu führen könnten, daß wirklich Emotionen hervorkommen und man vielleicht auf einmal weinen muss.

Ein Vortrag auf der Bühne braucht die Sicherheit, daß man zur Not auch weinend noch weiß, wie es geht. Eine gute Gesangstechnik und Erfahrung mit der eigenen Stimme ermöglichen diese Sicherheit. Erwerben können wir sie in den vielen wundervollen Stunden im sängerischen Flow, alleine oder mit unseren MitmusikerInnen im gemeinsam - introvertierten Kokon :-)

Wie siehst du das?

Zieht es dich auf die äußere Bühne?

Oder möchtest du nur für dich alleine singen und singen lernen? Um deine eigene Stimme – und damit dich selber – besser kennenzulernen?

Wie sieht deine perfekte Mischung von Innen und Außen aus?

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